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Hallo zusammen,
ich weiß, es ist schon wieder ein Monat her, seit ich das letzte Kapitel gepostet hatte. Leider hatte ich in den letzten Wochen wenig Zeit und sehr viel Stress, sowohl privat als auch beruflich. Ich hoffe, dass sich das bald legt und ich hier wieder regelmäßig weitermachen kann, auch wenn es im Februar aus Urlaubsgründen eine erneute Pause geben wird. Ein anderer Grund ist, dass ich dieses Kapitel erst schreiben und die Bilder machen musste. Bei über 120 Bilder ist das natürlich mit einiger Arbeit und Zeit verbunden. Es wird aber immer wieder solche Kapitel geben, die ich neu schreiben muss, die vorher nicht geplant waren. Das liegt aber auch daran, dass ich einige Charas näher mit in die Story einbinde, wie z. B. Katie und Billy, aber auch Monique, die man bislang nur aus dem 1. Teil kennt. Es können aber durchaus noch ein paar dazukommen, je nachdem. Mal schauen.
So, nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels, dass ich aufgrund der vielen Bilder gesplittet habe und hoffe, Euch gefällt es.
LG cheli24 (Marga)
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Kapitel 16 - Gelegenheit beim Schopfe gepackt - Teil 1
Dreißig Minuten später befanden sich Katie und Billy auf dem Weg nach Sunset Vally, das ungefähr eine Autostunde von New Sunset Vally entfernt lag. Ursprünglich war die Fahrt für den kommenden Samstag geplant gewesen. Da Katie jedoch am Mittwoch keine Vorlesung hatte, hatte sie Billy gestern angerufen, um zu fragen, ob es ihm denn passen würde, wenn sie schon morgen zur Mall fahren würden. Zumindest offiziell, da sie für den Samstag Kinokarten geschenkt bekommen hatte. Inoffiziell hatte sie Billy jedoch so schnell wie möglich wiedersehen wollen und so war ihr die Programmänderung sehr gelegen gekommen.
„Du hättest übrigens vorhin nicht aus dem Zimmer gehen müssen, Billy“, meinte Katie plötzlich unvermittelt, während die Ampel Rot zeigte und sie den Wagen anhielt. „Immerhin ist es Deine Wohnung. Ich hätte ja auch rausgehen können.“
„Ach was“, winkte der junge Mann ab. „Das ist schon okay. Ist bei Euch zuhause alles in Ordnung?“ Er bemerkte ihr leichtes Zögern und murmelte daraufhin unvermittelt. „Schon gut. Geht mich ja auch nichts an.“
„Nein, das ist es nicht. Ich… na ja, mein Bruder… Er hat es momentan nicht einfach. Nach dem Tod meiner Schwägerin war er lange alleine. Das hatte ich glaube ich mal kurz erwähnt.“
Katie legte den Gang ein und fuhr langsam wieder an, während sie sich dabei einer kleinen Anhöhe näherten.
„Ja, hast Du“, antwortete Billy.
„Kaum zu glauben, das ist jetzt auch schon wieder fast sieben Jahre her. Marlena war seine große Liebe… bis er… Na ja, bis er sich erneut verliebt hatte. Aber irgendwie scheinen die Beiden nicht zusammenkommen zu können, zu wollen, keine Ahnung. Ach, ich weiß auch nicht, wie ich es Dir erklären soll, da ich die genauen Umstände nicht kenne. Auf jeden Fall hatte sie geheiratet, sich kurz darauf wieder von ihrem Mann getrennt und war dann plötzlich verschwunden. Er hat aber erst jetzt davon erfahren und hatte sich gleich auf die Suche begeben. Nun hat er sie endlich gefunden und… Ja… ist irgendwie kompliziert. Aber so hat es mir meine Mum in etwa geschildert.“
„Wie bei den zwei Königskindern, hm?“, merkte Billy an.
„Ja, so in etwa. Morgen kommen sie nach Bridgeport zurück, hat mir meine Mum noch schnell geschrieben, bevor wir weg gefahren sind. Eigentlich wollten sie heute schon kommen. Aber Schlechtwetterzone über den Mittleren Westen, so dass der Flugverkehr bis morgen eingestellt wurde. Mehr weiß ich jedoch auch nicht. Es ist nicht, dass ich es Dir nicht erzählen will. Aber das ist so weitgreifend und alle Details dazu kenne ich ja nicht.“
„Ich kenne das, wenn man unglücklich verliebt ist. Ich hatte eine Kollegin, wir hatten uns wirklich sehr gut verstanden und sind oft gemeinsam um die Häuser gezogen. Ja, ich hätte mir gewünscht, wenn mehr daraus geworden wäre. Aber für sie war ich nur ein guter Freund und Kollege.“
„Oh, das tut mir Leid, Billy. Was wurde aus ihr, habt Ihr denn noch Kontakt?“
Billy schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Sie ist im vergangenen Jahr zu einer Feier nach Europa geflogen, wollte eigentlich gar nicht lange bleiben. Ich hatte sie in der Redaktion solange vertreten, sie wusste als Einzige von meinen Kündigungsplänen und dass ich in New Sunset Valley ein Jobangebot hatte. Von heute auf morgen hatte sie den Kontakt abgebrochen.“
„Was? Einfach so?“, rief Katie überrascht aus.
„Ja. Ich habe nie mehr etwas von ihr gehört. Schade, denn ich hatte wirklich gedacht, wir wären Freunde.“
„Ach, Billy. Verstehe einer uns Frauen, oder?“
Er lächelte sie von der Seite an. „Na ja, es hatte auch etwas Gutes. Wäre ich nicht hierher gezogen, dann wären wir uns wahrscheinlich nie begegnet.“
„Ja, da könntest Du Recht haben. Was ich Dich noch fragen wollte…“
„Ja?“, fragend sah er sie an.
„Hast Du am Samstag schon etwas vor, jetzt nachdem wir das Shoppen auf heute verlegt haben? Könnte ja sein, dass Du schon etwas anderes geplant hast. Ich habe zwei Kinokarten von einem Kommilitonen geschenkt bekommen. Seine Freundin ist krank geworden und alleine will er nicht. Deshalb habe ich das Shopping auch auf heute verschoben. Also nur, falls Du noch nicht… Ich meine, ich möchte nicht Dein Wochenende verplanen.“
„Nein, das ist schon okay. Ich habe eh noch nichts vor. Welcher Film denn?“
„Ich glaube, „American Sniper“ oder so ähnlich. Auf jeden Fall mit Bradley Cooper.“
„Hab‘ schon davon gehört. Um wieviel Uhr?“
„Um einundzwanzig Uhr.“
„Okay, dann hole ich Dich ab. Bekomme morgen meinen Firmenwagen ausgehändigt.“
„Oh, das ist ja toll. Aber das ist unsinnig, dass Du mich abholen willst“, wiegelte Katie rasch ab. „Da musst Du ja erst zu mir fahren und dann wieder den gleichen Weg zurück. Nein, das machen wir nicht. Ich komme mit der U-Bahn zum Kino und danach können wir Dein Auto nehmen. Du kannst den Wagen bei mir zuhause abstellen und wir laufen zu Fuß zum Club. Das sind nicht einmal fünf Minuten.“
„Ja, das können wir auch machen.“
„Ja und wenn Du magst, kannst Du auch bei mir übernachten.“
Überrascht sah er sie von der Seite an. „Sicher?“
„Ja, warum denn nicht? Du hast die Wahl zwischen meiner unbequemen Couch oder meinem bequemen Doppelbett. Was Dir lieber ist“, grinste sie ihn an.
„Nun ja, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich zurückhalten kann, wenn ich mit Dir zusammen in einem Bett liege. Es ist mir schon heute Morgen sehr schwer gefallen, als wir auf dem Bett herumgeknutscht hatten.“
„Mir auch, Billy“, gestand sie ihm, während ihre Hand beim Umschalten unbeabsichtigt seinen Oberschenkel streifte. „Lassen wir es doch einfach auf uns zukommen. Ich bin kein Freund von großen Planungen und entscheide meistens spontan.“
***
„Guten Morgen, Carlo“, begrüßte Julie derweil ihren Schwiegervater, der am Esstisch sitzend die neuesten Börsenberichte las. Fabio und sie waren vor etwa einer dreiviertel Stunde zurückgekommen und gleich nach oben gegangen, nachdem sie niemanden im Hause angetroffen hatten.
Carlo sah zu ihr auf und legte die Zeitung zur Seite. „Oh, Guten Morgen, Julie. Ihr seid schon da? Wenn Du Kaffee möchtest, ich habe frischen gekocht.“
„Nein, danke. Später vielleicht, jetzt mag ich keinen.“
„Willst Du Dich zu mir setzen?“
„Ja, gerne“. Lächelnd nahm sie ihm gegenüber Platz.
„Ich habe Euch gar nicht kommen hören. War hinten im Garten. Wann ward Ihr denn da?“
„Gegen zehn Uhr. Fabio wollte sich aber gleich hinlegen. Er hatte letzte Nacht schlecht geschlafen.“
Besorgt fragte er: „Wie geht es ihm denn?“
„Nicht gut. Beim Abendessen hatte er nur in seinem Teller herumstochert und ist danach gleich aufs Zimmer gegangen. Erst heute Morgen hat er mir alles erzählt. Er hatte einen Nervenzusammenbruch, Carlo. Euer Geständnis hat ihn schwer getroffen und sehr mitgenommen. Mehr, als ich vermutet hätte.“
„Das ist alles meine Schuld. Es tut mir so leid, Julie. Was habe ich ihm nur angetan? Ich hatte ihn noch nie so wütend und verletzt zugleich erlebt.“
Verzweiflung spiegelte sich in seinem Gesicht wider, so dass die junge Frau beruhigend auf ihn einzuwirken versuchte. „Lass‘ ihm ein wenig Zeit, mit der Situation umzugehen, Carlo. Er wird sich wieder fangen, da bin ich mir sicher.“
„Nein, Julie. Es war ein Fehler gewesen. Wenn ich ihn jetzt dadurch verliere. Er ist doch mein Ein und Alles.“
„Du wirst ihn nicht verlieren, Carlo. Das verspreche ich Dir. Aber ich wollte sowieso mit Dir reden und da trifft es sich gut, dass ich Dich alleine antreffe.“
„Okaayyy. Was hast Du denn auf dem Herzen, Julie?“, fragte Carlo neugierig.
„Carlo, ich mache mir Sorgen um Fabio. Er ist in der letzten Zeit kaum zur Ruhe gekommen, hat nachts schlecht geschlafen. Er plagt sich seit Wochen mit einer Erkältung herum. Ich hatte ihn in Starlight Shores fast zum Arzt prügeln müssen. Aber anstatt sich zu schonen, wie der Doktor es ihm befohlen hatte, ist er nach einem Tag Bettruhe schon wieder ins Büro gefahren. Er hatte die Tage zu Nächten gemacht, ununterbrochen gearbeitet. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Er hört nicht auf mich. Es gehe ihm gut, bekomme ich ständig zu hören. Aber es geht ihm ganz und gar nicht gut, seine Blutwerte sind nicht in Ordnung und das, was er gestern erfahren musste…“
Bestürzt unterbrach Carlo seine Schwiegertochter. „Ich hatte keine Ahnung, Julie. Immer, wenn wir miteinander telefoniert hatten und ich ihn nach seinem Befinden gefragt hatte, bekam ich immer wieder zu hören, es wäre alles in Ordnung mit ihm. Das alles tut mir so entsetzlich leid. Ich hätte mit ihm reden müssen. Jelica und ich… wir hätten ihm sagen müssen, dass wir seine Eltern sind.“
Julie seufzte auf. „Ja, das hättet Ihr tun müssen. Es war nicht fair, Carlo. Keinem gegenüber, weder Fabio noch Trish. Sie weiß es…?“
Carlo nickte. „Ja, ihre Großeltern haben es ihr erzählt. Kyle ist gerade bei ihr. Sie fliegt morgen mit ihm zurück. Eigentlich wollten sie heute schon kommen. Aber über dem Mittleren Westen herrscht gerade eine Schlechtwetterfront, so dass in ganz Nevada keine Flugzeuge landen oder starten können. Erst für morgen soll der Flugverkehr wieder frei gegeben werden. Ich habe es auch eben erst erfahren. Caroline hat mich angerufen.“ Es entstand eine kurze Pause, ehe Carlo Julie von der Seite ansah und leise sagte: „Julie. Es war meine Schuld, dass Trish gegangen ist. Ich habe einen Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue.“
Schließlich erzählte er ihr in kurzen Sätzen, was sich im letzten Jahr kurz vor Weihnachten zugetragen hatte…
***
Kid Rock - Born Free
Fast, on a rough road riding
High, through the mountains climbing
twisting, turning further from my home.
Young, like a new moon rising
Fierce, through the rain and lightning
Wandering out into the great unknown.
And I don't want no one to cry, but tell em'
If I don't survive
I was born free
I was born free
I was born free
Born Free
Lautstark und textsicher grölten Katie und Billy Kid Rock’s „Born free“ mit, das gerade im Radio lief, während sie durch die Landschaft fuhren.
And I don't want no one to cry, but tell em'
If I don't survive
I was born free
I was born free
I was born free
Born Free
Free, like a river raging
Strong, if the wind I'm facing.
Chasing dreams and racing father time.
Deep like the grandest canyon,
Wild like an untamed stallion.
If you can't see my heart you must be blind.
You can knock me down and watch me bleed
But you can't keep no chains on me.
Als sie an einem kleinen See vorbeikamen, meinte Katie. „Nach dem Shoppen können wir hier ein wenig Sonnenbaden.“
„Ähm… ich habe aber keine Badehose dabei“, sah er sie verdutzt von der Seite an.
„Aber einen Slip wirst Du doch tragen oder etwa nicht?“
Katie grinste übers ganze Gesicht, während Billy lachte. „Meinen neuen Tanga, denn man weiß ja nie.“
„Wow, hot. Auf den Anblick freue ich mich schon.“
„Na dann hoffe ich mal, dass ich Deine Erwartungen erfüllen kann.“
I was born free
I was born free
I was born free
Born Free
And I'm not good at long goodbyes but look down
Deep into my eyes.
I was born free!
Hey yaya yayaya
Oh…
„So, gleich sind wir da. Direkt neben der Glaskuppel. Groß ist die Mall zwar nicht, nur zwei Stockwerke, aber man findet nahezu alles, was man braucht. Außerdem kann man hier auch vieles Online bestellen und die liefern frei Haus. Also, ich gehe gerne hierher, wenn es meine Zeit erlaubt.“
„Und was befindet sich in dieser Glaskuppel?“ Interessiert deutete Billy nach vorne, als sich das Objekt seinem Blickfeld offenbarte.
„Das ist ein wissenschaftliches Institut für Meeresbiologie und seltenen Unterwasserpflanzen.“
„Oh, klingt interessant. Kann man das auch besichtigen?“
Katie schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider, nein. Es ist kein Museum und für öffentliches Publikum nicht zugänglich.“
„Oh, schade. Na ja, kann man nichts machen. Ah und das muss wohl die Mall sein.“
„Ja, das ist sie“, bestätige Katie. „Wie gesagt, sie ist nicht allzu groß. Aber die haben dort das beste Chilli Con Carne. Wir können ja vorher noch etwas essen, bevor wir zum See runter fahren.“
„Und dort kann man baden?“
„Nee, eigentlich nicht. Ab und zu baden dort mal welche. Aber es ist nicht gestattet.“
Nachdem sie den Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hatten, schlenderten sie gemeinsam auf die Mall zu. „Wofür steht das „US“, United States?“, wies Billy neugierig auf den Neon-Schriftzug.
„Ich glaube, die Mall ist nach dem Schweizer Architekten Urs Stirnli benannt. Zumindest meine ich, das einmal gehört zu haben“, erklärte ihm Katie.
„Was ist, wollen wir erst im Blumenladen nachschauen, ehe wir uns noch oben arbeiten?“
Billy nickte. „Ja, genauso machen wir es. Oh, die haben ja ein Aquarium stehen“, deutete er auf das Schaufenster, während Katie schon die Ladentür betrat.
***
Entsetzen spiegelte sich in Julie‘ s Gesicht wider, nachdem Carlo geendet hatte. „Julie, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht bereue, Trish das angetan zu haben. Meine Güte, ich liebe sie, seit ich sie zum ersten Mal als kleines Mädchen auf den Armen getragen hatte.“
„Trish hatte nie erwähnt, Dich von früher zu kennen, Carlo“, warf Julie irritiert ein.
„Sie kann sich nicht mehr daran erinnern. Sie war ja erst drei oder vier. Sie wird auch nicht wissen, dass Fabio immer mit ihr gespielt hatte, wenn Jelica mit ihr zu Besuch war. Ich habe sie durch meine eigene Schuld verloren.“
„Ganz ehrlich, Carlo. Warum hattest Du sie überhaupt geheiratet?“
Sein Blick war sehr ernst, als er erwiderte: „Julie, darüber kann ich nicht sprechen. Noch nicht. Ich muss erst ein paar wichtige Dinge erledigen und einiges wieder ins Lot bringen. Da fällt mir gerade ein. Hast sich Dein Bruder eigentlich mal gemeldet?“
„Craig?“ Traurig schüttelte die junge Frau den Kopf. „Nein. Niemand weiß, wo er ist. Sein Handy ist ausgeschaltet, die E-Mail-Adresse scheint nicht mehr zu existieren. Ich erreiche ihn nirgendwo. Ich mache mir Sorgen um ihn. Meine Mum weiß es gar nicht. Du weißt ja, ihr Herz. Ich habe es nur meinem Dad erzählt. Wir haben ihr gesagt, er wäre geschäftlich in Asien.“
„Hm. Hatte er vielleicht irgendwie erwähnt, wo er gerne einmal Urlaub machen würde? Das Meer, die Berge?“
Julie dachte angestrengt nach und erwiderte schließlich. „Er wollte immer mal nach Asien, China oder so und endlich seinen Ingenieur machen.“
Überrascht zog Carlo eine Augenbraue nach oben. „Er wollte studieren?“
Julie nickte lächelnd. „Das war sein Plan, ja… bevor er auf die schiefe Bahn geraten ist. Er hat sich verändert, seit er mit Sophia zusammen ist, Carlo.“
„Und welche Fachrichtung?“, wollte dieser neugierig wissen.
„Ich glaube Maschinenbau. Aber dann hatte er in einer Kneipe DeMarco kennengelernt und alles hingeworfen. Das war der Anfang vom Ende.“
„Nun ja“, warf Carlo skeptisch ein. „Asien ist natürlich ein weitläufiger Begriff. Er könnte überall und nirgendwo sein. Ich werde gleich, wenn ich in Monte Vista bin, nach ihm suchen lassen.“
Als wäre dies Julie‘ s Stichwort gewesen, sagte sie plötzlich: „Darüber wollte ich eigentlich auch mit Dir reden.“
„Wegen Monte Vista?“ Prüfend sah er seine Schwiegertochter an.
„Ja. Vor allem deswegen.“
„Okay, schieß‘ los“, forderte er sie auf.
„Carlo, würde es Dir etwas ausmachen, vorerst ohne Fabio und mich nach Monte Vista zu fliegen?“
„Aber warum denn? Wollt Ihr nicht mit? Oder ist es wegen Jelica und mir?“ Es gelang ihm nicht, seine Enttäuschung zu verbergen, so dass Julie schnell den Kopf schüttelte.
„Nein, das ist es nicht. Aber, wenn wir jetzt mit Dir rüber fliegen, dann wird sich Fabio wieder gleich in die Arbeit stürzen. Egal, was gerade zwischen Euch steht. Du kennst ihn doch.“
Carlo nickte. „Ja, das wird er wohl. Wollt Ihr Euch eine kleine Auszeit gönnen?“
Julie lächelte zaghaft. „Wenn es irgendwie machbar wäre, dann ja, Carlo. Zehn Tage oder so würden völlig ausreichen.“
„Okay“, stimmte Carlo ihr zu. „Und wohin… habt Ihr da schon einen Plan?“
„Vielleicht nach Isla Paradiso. Fabio schnorchelt doch so gerne und die Insel ist ein wahres Taucherparadies.“
„In Ordnung. Dann macht das. Ich bin einverstanden. Und wenn Ihr denkt, Ihr seid soweit, dann gebt Ihr mir einfach Bescheid.“
„Danke für Dein Verständnis, Carlo.“
Beide erhoben sich gleichzeig vom Esstisch. Während Carlo bereits in der Küche war, um seine Tasse in den Geschirrspüler zu stellen, stand Julie noch etwas unentschlossen an der Wendeltreppe. Er warf ihr einen überraschten Blick zu. „Ist noch was, Julie?“…
***
„Sieh mal, Billy. Da hinten stehen Übertöpfe und schöne Vasen haben sie auch. Oh, die Schale mit den orangen Pflanzen sieht toll aus. Gefällt mir sehr gut. Die würde sich sehr schön auf meinem Wohnzimmertisch machen.“
„Guten Morgen, die Herrschaften“, rief ihnen der junge Mann an der Kasse zu. „Die haben wir neu hereinbekommen. Falls Sie Hilfe brauchen, dann wenden Sie sich bitte an mich. Ich bin zwar momentan alleine im Laden, aber meine Kollegin wird in Kürze kommen und so viel ist ja noch nicht los.“
„Was kosten denn die Hängepflanzen?“, fragte Katie neugierig, während Billy und sie den Blick nach oben richteten.
„Sechs Dollar und die an der anderen Wand kosten neun Dollar“, erwiderte der Verkäufer.
Die beiden schlenderten zur anderen Wandseite. „Ah, das müssen diese sein. Also, mir gefallen die besser, als die für sechs Dollar. Oder was meinst Du, Katie?“
„Ich weiß nicht, eigentlich gefallen sie mir beide nicht.“ Nachdenklich legte sie ihre Hand in den Nacken und sah sich die Lampen an, während Billy seinen Blick auf den großen Kaktus richtete, der ganz hinten im Eck stand. „Billy, die Lampen sind schön. Du brauchst doch noch eine fürs Wohnzimmer, oder?“
„Billy?“ Fragend schaute sich Katie um. Aber Billy war bereits zum Kaktus geschlendert, so dass sie ihm neugierig folgte.
„Sieht toll aus, oder? Für meine Wohnung zwar zu klein. Aber in Deiner würde sich die Schale wunderbar machen.“
„Hmhm“, machte Katie. „Mal schauen, was er kostet.“
„Ich glaube, da hinten ist das Preisschild. Und?“
Katie sah auf das Preisschild. „Uuuiii, sechsundachtzig Dollar? Ganz schön happig, wenn Du mich fragst, oder?“
Billy zuckte mit der Schulter. „Na ja, eigentlich nicht. Schau mal, wie viele Kakteen da drauf sind und dann noch die große Schale. Hm, aber wohin stellen? In einem großen Wohnzimmer oder Flur würde das toll aussehen. Aber beides ist bei mir nicht der Fall.“
Während Billy interessiert die Fische im Aquarium beobachtete, stand Katie vor einer Box, in der sich verschiedene Flyer befanden. Darunter auch ein Buch über Gartenarbeit.
Hm, wenn ich einen Garten hätte… Aber so… Uninteressant.
„Sie liefern auch frei Haus, habe ich gelesen?“, frage Billy derweil den jungen Mann an der Kasse.
Dieser nickte. „Ja, das machen wir. Sie müssen uns nur Ihre Anschrift geben und dann liefern wir innerhalb zwei Tagen.“
„Okay. Auch sperrige Sachen wie das Aquarium da hinten?“
„Sie sind an dem Aquarium interessiert?“
Billy lächelte. „Es würde mich schon reizen. Aber in meiner kleinen Wohnung habe ich dafür leider keinen Platz. Nein, ich hatte an die große Schale mit den Kakteen gedacht. Meiner Freundin gefällt diese sehr gut und ich würde ihr gerne damit eine Freude machen.“
„Es soll also eine Überraschung sein?“
„Ja“, nickte Billy.
„Kein Problem. Wohin soll es denn geliefert werden?“
„Ich wohne in New Sunset Valley. Wäre das ein Problem?“
Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Kollege wohnt dort und er könnte Ihnen die Schale morgen Abend nach Feierabend vorbeibringen.“
„Oh, das wäre echt super. Und bezahlen kann ich mit…“
„Sie können per Scheck- oder mit der Kreditkarte zahlen.“
Nachdem Billy noch einige Zahlungsformalitäten mit dem Verkäufer besprochen hatte, folgte er Katie, die interessiert eine Stehlampe in der Auslage betrachtete. „Chic, nicht wahr?“
„Na ja. Also, die mit den Blüten sieht schöner aus. Was wollte denn der Verkäufer?“
„Ach, ich habe ihn gefragt, ob er auch nach New Sunset Valley liefert. Und stell‘ Dir vor, einer seiner Kollegen wohnt dort.“
„Das ist ja super. Dann könnten wir alles liefern lassen und auch frei Haus?“
„Ja, das hat er mir bestätigt.“
„Dann könnte ich doch die Lampe nehmen. Wie lange würde es denn dauern?“
„Er kommt morgen Abend bei mir vorbei. Wenn Du magst, kannst Du Deine Sachen solange bei mir deportieren und am Samstag mitnehmen.“
Katie strahlte ihn aus ihren blauen Augen an. „Ja, das machen wir. Dann muss er nicht extra zu mir fahren.“
„Weißt Du eigentlich, wie süß Du aussiehst, wenn Du wie ein kleines Kind strahlst?“
Sein sinnlicher Blick brachte ihr Herz zum Rasen und so antwortete sie leicht verlegen: „Schokolade ist süß und kleine Tiere meinetwegen auch, Billy. Aber ich würde mich nicht als süß bezeichnen. Sagen wir einfach, ich bin niedlich.“
„Worin besteht jetzt der Unterschied?“ Als sie ihm keine Antwort darauf gab, meinte er: „Süß wie Schokolade, die man gleich vernaschen möchte.“
Katie‘ s linkes Auge zuckte, was immer dann geschah, wenn sie nervös war, während Billy‘ s Aufmerksamkeit auf ein kleines Kind gelenkt wurde, dass gerade draußen mit seinen Eltern vorbeilief.
Vielleicht ist es auch schon zu lange her, dass ein Mann ein dermaßen großes Interesse an mir gezeigt hat. Nicht einmal bei Kevin war das der Fall gewesen. Nachdenklich starrte sie vor sich hin.
Warum benehme ich mich plötzlich so reserviert? Im Leben gibt es nicht viele Gelegenheiten, einem Mann wie Billy zu begegnen. Ich will ihn doch genauso, wie er mich auch will. Das zeigt er mir doch mehr als deutlich. Also Los, Katie. Wer nicht wagt, nicht gewinnt. Was habe ich schon zu verlieren?
Billy hatte von Katie’s innerem Gefühlschaos nichts mitbekommen und schlenderte an den Blumenlampen vorbei zu den Pflanzenkübeln, die sich unter dem Regal befanden.
Entschlossen lief Katie ihm nach. Wortlos legte sie ihre Hand um seine Taille und gab ihm einen Kuss auf die Wange, während er die Augen geschlossen hielt und ihre Zuneigung genoss.
Oh man, was machst Du nur mit mir Katie? Ich beginne mich immer mehr in sie zu verlieben. Na und, was ist schon dabei? Sie ist einfach eine tolle Frau. Es ist lange her, dass ich so glücklich war, wie ich es im Moment bin.
„Für was war der?“, wollte er dennoch neugierig wissen.
„Einfach so, Billy. Ich mag Dich sehr und das wollte ich Dir nur zeigen.“
Nachdem sie noch einige Küchenutensilien gekauft hatten, sowie zwei kleine Teppichläufer, zog es die Beiden zum Antiquitätenhandel. Interessiert besahen sie sich die ausgestellten Vasen. Eine davon stammte aus der Ming-Dynastie.
„Sieht sehr edel aus“, sagte Billy.
Katie nickte zur Bestätigung. „Edel und sehr teuer. Die da oben kostet schlappe Fünftausend Dollar. Da kann man nicht meckern.“
„Die sind aber nicht käuflich, Mister“, wandte die Verkäuferin ein. „Nur die unteren Vasen bieten wir zum Verkauf an. Das steht aber auch auf dem kleinen Schild darüber“, fügte sie erklärend hinzu.
„Oh, das haben wir nicht gesehen. Aber Dankeschön für den Hinweis“, erwiderte Billy freundlich.
Sie sahen sich noch einige Vasen an, ehe sie sich verabschiedeten, um nach draußen zu gehen. „Fünftausend Dollar. Da kann ich Urlaub machen. Ich habe schon schönere in China gesehen“, sagte Katie.
„Da hast Du Recht und gefallen haben sie mir auch nicht. Also zumindest ist es nicht mein Geschmack.“
„Na ja, mir gefallen sie schon. Aber nicht für den Preis. Was ist Billy, wollen wir etwas Essen gehen?“
„Ja, ich bekomme langsam Hunger.“
„Ich auch, dann lass‘ uns rauf fahren.“
***
Zögernd trat Julie näher und fragte schließlich schüchtern: „Wird Anjelica mit nach Monte Vista kommen?“
Carlo seufzte tief auf. „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich habe sie noch nicht gefragt.“
„Willst Du denn, dass sie mitkommt? Ich meine, Du liebst sie doch noch immer, oder?“
Julie konnte nicht verhindern, dass ihr dabei die Röte in die Wangen stieg. Sie hatte noch nie mit Carlo über zwischenmenschliche Beziehungen gesprochen und trotz seiner siebenundfünfzig Jahre war er immer noch ein sehr attraktiver Mann, was ihr schließlich auch nicht entgangen war. Er sah ihr jedoch so intensiv in die Augen, dass sie verlegen stammelte: „E… e… entschuldige bi… bitte. Das geht mich ja auch alles nichts an.“
Sie wollte sich gerade abwenden, als Carlo sie mit der Hand zurückhielt. „Du musst Dich doch deswegen nicht entschuldigen, Julie. Natürlich habe ich auch Gefühle und gewisse Bedürfnisse. Warum sollte es bei mir anders sein? Ich bin auch nur ein Mann. Du hast Recht. Ich liebe Jelica immer noch und wäre überglücklich, wenn sie mitkommen würde. Aber das liegt nicht in meiner Hand. Das muss sie selbst entscheiden.“
Julie, deren Gesicht immer noch glühte wie ein zu heiß geratener Backofen, meinte zaghaft. „Okay, dann wirst Du sie also fragen?“
Carlo nickte. „Ja, das werde ich tun.“
„Wie geht es Ihr denn?“, wollte sie nun besorgt wissen.
Ihr Schwiegervater seufzte auf. „Den Umständen entsprechend. Sie hatte gestern Abend viel geweint und wollte auch nichts essen, ehe sie ins Hotel zurückgefahren ist. Ich mache mir schon ein wenig Sorgen um sie. Aber vielleicht geht es ihr morgen schon ein wenig besser. Wir haben uns für morgen verabredet. Heute will sie noch ein wenig shoppen gehen, ehe sie übermorgen nach London zurückfliegt. Das lenkt sie vielleicht ein wenig ab.“
„Das freut mich für Dich, Carlo. Ich drücke Dir die Daumen. Bis später dann. Ich werde jetzt mal nach Fabio sehen“, lächelte Julie ihm zu, ehe sie die Treppe empor stieg.
Nachdenklich sah ihr Carlo nach und dachte über das Gespräch nach, dass sie gerade geführt hatten.
Ja, ich werde Jelica fragen, ob sie mit mir mitkommen will. Doch bevor er ebenfalls nach oben ging, nahm er sein Handy zur Hand und ging seine Kontakte durch…
***
„Billy, auch Chilli?“, wandte sich Katie an ihre Begleitung, der noch aufmerksam die Essensangebote an der Wandtafel studierte.
„Ja, ich glaube, ich nehme das auch. Gibst Du die Bestellung auf? Ich suche uns derweil einen Tisch.“
Lächelnd ging Katie auf den dunkelhäutige Mann hinter der Theke zu, der freundlich fragte: „Wissen Sie schon, was Sie wollen?“
„Ja“, nickte Katie. „Ich hätte gerne zweimal Chilli Con Carne und eine Flasche Wasser medium. Und könnte ich bitte zwei Gläser dazu haben?“
„Mit Brot oder ohne?“
„Nein ohne. Dankeschön. Ach so, ich weiß jetzt gar nicht, ob mein Freund…“
„Sie können jederzeit Brot dazu bekommen, wenn Sie möchten.“
Nachdem die beiden Gerichte fertig waren, kam Billy ihr entgegen, um ihr beim Tragen zu helfen. „Der Tisch da vorne.“ Ganz Gentleman zog er den Stuhl zurück, so dass Katie darauf Platz nehmen konnte, während er sich ihr gegenüber setzte.
„Hm, riecht gut, oder? Hoffentlich schmeckt es auch. Wolltest Du eigentlich Brot dazu?“
Billy schüttelte den Kopf. „Nein, brauche ich nicht. Sieht aber gut aus. Dann einen guten Appetit, Katie.“
„Den wünsche ich Dir auch, Billy.“
„Ich habe mal Chilli in Mexico gegessen, das war feuerscharf. Ich glaube, das hätte ich Feuer spucken können. Weißt Du, wie die im Zirkus.“
„Ja, ich weiß, was Du meinst. Ich habe es auch mal in Mexico gegessen.“
„Oh, wo denn?“ Fragend sah Katie Billy an.
„In Tijuana. Hatte dort über die Wahlen berichtet. Und Du?“
„Vor Jahren mit meinen Eltern in Acapulco.“
„Ist Politik eigentlich Deine Fachrichtung?“, fragte Katie interessiert.
„Nicht unbedingt. Aber damals als Newcomer hatte ich alles gemacht, was anfiel. Mode, Sport, Politik, Musik.“
„Wow, sehr vielseitig. Ein Mann für alle Fälle oder so?“
Billy grinste. „Oder so.“
Draußen nahm Billy Katie‘ s Hand und fragte: „So und jetzt? Wo wollen wir noch hin? Also, ich habe da vorhin eine gelbe Ente für die Badewanne gesehen. Die würde mir gefallen.“
„Nicht Dein Ernst, oder? Du hast doch nur eine Dusche“, wandte Katie zweifelnd ein.
„Aber wenn ich mal eine haben sollte.“
Katie streichelte ihm zärtlich mit der Hand über die Wange. „Billy, Du erinnerst mich gerade an ein großes Kind.“
„Und was ist daran falsch?“. Lächelnd legte er seine Hand auf ihre Finger.
„Nichts. Ich mag das an Dir.“
„Du weißt doch. In jedem Manne steckt ein kleines Kind.“
„Okay, dann lass‘ uns runter fahren und nach Deiner Ente suchen. Eine gelbe sagst Du?“
„Plantschenten sind gewöhnlich gelb, Katie“, nickte Billy, während sie auf den Fahrstuhl warteten…
Kapitel 16.1 folgt...